Patty aus Thailand

Patty (46) wuchs in armen Verhältnissen in Bangkok auf. Als sie fünf Jahre alt war, heiratete ihre Mutter einen Japaner und zog zu ihm. Niemand aus der Familie ihres Ehemannes durfte etwas von Pattys Existenz wissen. Patty blieb zurück, in der Obhut ihrer Oma. Ihr Vater kam und ging und nahm sich später das Leben. Mit 12 Jahren wurde Patty von einer wohlhabenden Frau aufgenommen. „Sie schenkte mir sehr viel Liebe und unterrichtete mich darin, wie man gibt, ohne etwas zu erwarten.“ Patty ist Yogalehrerin und lebt seit 2 Jahren mit ihrem Ehemann und ihrer 12-jährigen Tochter in Berlin.

Wann warst Du das letzte Mal glücklich, Patty?

Gerade eben, als ich mit meiner Tochter und unserem kleinen Hund spielte. Dann spüre ich bedingungslose Liebe, Freude, Unschuld und Vertrauen.

Was kannst Du tun, damit Du häufiger Glück erlebst?

Ich wäre gerne öfter in einem Zustand, in dem ich rein gar nichts benötige, sondern mir selbst genug bin. Ich möchte frei sein von meinen Gedanken und Frieden spüren. Aber das ist nicht so einfach in dieser Welt, in der man sich ständig behaupten muss.

Was müsste in Deinem Land passieren, damit die Menschen dort glücklicher zusammenleben?

In den Städten wünschen sich die Menschen mehr finanzielle Sicherheit, um ein komfortableres Leben zu führen. Auf dem Land geht es um Grundlegendes wie Nahrung und ein Dach über dem Kopf. Aber wirklich glücklicher würde uns machen, wenn wir zu unseren Wurzeln zurückfinden, anstatt dem Lebensstil der Europäer nachzueifern. Der Kapitalismus macht uns blind. Wir sind „das Land des Lächelns“, mit Thai Musik, Thai Massagen, Häusern aus Holz und dem Regen in der Nacht. Es ist das einfache Leben, das glücklich macht.

 

 

Berlin, Deutschland, November 2023

 

Judith Döker