Madhav aus den USA

 

Madhav (47) war jahrelang alkoholabhängig und depressiv. Dreimal versuchte er, sich das Leben zu nehmen. „Ich war eine einzige Belastung für meine Familie, meine Arbeitskollegen und für mich selbst.“ Irgendwann begann er zu meditieren. So kamen die hinduistischen Gottheiten Krishna, Shiva und die Bhagavad Gita (eine der zentralen Schriften des Hinduismus) in sein Leben. Vor fünf Monaten kündigte er seinen Job in den USA und setzte sich in ein Flugzeug Richtung Indien, wo er bis zu seinem neunten Lebensjahr gelebt hatte. „Sogar der Flug war eine einzige Herausforderung. Mein Sitz war kaputt, und ich hatte entsetzliche Schmerzen wegen meiner kaputten Hüfte. Aber ich sagte mir, alle tun hier ihr Bestes. Also sei still und praktiziere Geduld, Liebe und Mitgefühl.“

Wann warst Du das letzte Mal glücklich, Madhav?

„Als Neunjähriger emigrierte ich mit meinen Eltern in die USA. Von da an bestand mein Leben nur noch aus Kampf. Ich verlor all mein Selbstbewusstsein. Niemand zu Hause glaubte mehr an mich. Aber als ich dann vor fünf Monaten indischen Boden betrat, war ich sofort glücklich. Ich spürte absolutes Gottvertrauen, dass sich hier etwas ändern würde. Und es hat sich alles geändert!“

Was kannst Du tun, damit Du häufiger Glück erlebst?

„Ich muss nur die Augen schließen und meine eigene Energie spüren. Das Universum ist in mir. Es ist in jedem von uns. Alles, was uns glücklich macht, ist innen, nicht außen. Außerdem macht mich glücklich, wenn ich etwas Positives im Leben eines anderen Menschen bewirken kann. Das ist eine zentrale Aufgabe für mich.“

Was müsste in Deinem Land passieren, damit die Menschen dort glücklicher zusammenleben?

„Wir müssen aufwachen. Und zwar nicht nur in den USA oder in Indien, sondern auf der ganzen Welt. Wir müssen erkennen, wer wir wirklich sind. Wir dürfen uns nicht länger durch elektronische Geräte kontrollieren lassen, die uns permanent davon abhalten, nach innen zu schauen. Die großen Führer wie Gandhi, Martin Luther King oder der indische König Ashoka haben uns gezeigt, dass man durch Liebe und Mitgefühl führt und verändert, nicht durch Gewalt oder harsche Worte.“

Rishikesh, Indien, Januar 2020

 

 

 

 

Judith Döker