Maryana aus der Ukraine

Maryana (23) wuchs in der Ukraine auf. Mit siebzehn Jahren machte sie sich wegen des anhaltenden Krieges alleine nach Deutschland auf. Sie lernte die Sprache, machte Abitur und begann ein Studium. „Anfangs habe ich viel geweint, weil ich meine Familie sehr vermisst habe. Wir waren sehr eng. Jetzt komme ich mir manchmal wie eine Verräterin vor, weil ich nicht in jeder freien Minute in meine alte Heimat zurückkehre. Meine Eltern können mich nicht verstehen, denn in unserer Kultur begreifen wir uns nicht so sehr als Individuum, sondern eher als Gemeinschaft. Ich fühle mich dann ganz zerrissen. Meinen Eltern bin ich sehr dankbar, aber ich möchte auch meine eigenen Schritte gehen und mir ein Leben in Deutschland aufbauen.“

Wann warst Du das letzte Mal glücklich, Maryana?

„Gestern war ich mit Freunden am See, wir haben gechillt, die Sonne hat geschienen. Ich brauche nicht viel, um glücklich zu sein.”

Was kannst Du tun, damit Du häufiger Glück erlebst?

„Für mich bedeutet Glück nicht, völlig auszurasten. Es hat eher damit zu tun, meinen inneren Frieden zu spüren. Deshalb bin ich auch gerne allein. Und wenn ich mir mehr Glück wünsche, dann muss ich in mich gehen, denn dort liegt das Glück – in mir selbst.”

Was müsste in Deinem Land passieren, damit die Menschen dort glücklicher zusammenleben?

„Wir Menschen sollten uns besser kennenlernen. Reisen hilft da. Aber das Wichtigste ist, dass wir mehr miteinander kommunizieren und weniger in uns hineinfressen. Wenn wir unsere Probleme miteinander teilen, hilft das schon sehr. Es ist erleichternd. Wir sollten uns auch nicht für unsere Schwächen schämen, sondern offen darüber sprechen.”

 

Berlin, September 2018

 

 

 

 
Judith Döker