Shahara aus England

 

Shahara (41) stammt aus einer bangladesischen Arbeiterfamilie und wuchs am Rande Londons auf. Sie studierte Informatik und begann, in einem großen Unternehmen zu arbeiten. „Zuerst machte mir der Beruf Spaß, aber dann stellte ich fest, dass ich in der Unternehmenswelt einen Teil meines Menschseins ablegen muss, um funktionieren zu können.“ Sie packte ihre Sachen und reiste um die Welt. Seit sechs Jahren betreibt sie in Honkong eine kleine Farm für Permakultur. „Plötzlich musste ich all mein Menschsein hineingeben, damit es funktioniert.“

Wann warst Du das letzte Mal glücklich, Shahara?

Ich bin gerade auf der Suche nach einer neuen Definition von Glück. Denn das, was mich früher einmal glücklich gemacht hat, funktioniert schon lange nicht mehr für mich. Das hatte viel damit zu tun, irgendetwas im Außen zu erreichen. Jetzt sehne ich mich eher nach innerem Frieden und einer generellen Zufriedenheit. Ich glaube, dass ich dadurch ein neues Level von Glück erreichen werde. Aber bis ich das wirklich durchdrungen habe, sind es eher die kleinen Dinge: eine selbstangebaute Tomate, oder der erste selbstangebaute Salat. 

Was kannst Du tun, damit Du häufiger Glück erlebst?

Drei Dinge fallen mir ein: 1.) Kreative oder herausfordernde Arbeit, weil sie mich im Hier und Jetzt verankert, statt in Grübeleien. 2.) Wenn ich es schaffe, meine Ängste zu überwinden. 3.) Absolute Ehrlichkeit mir selbst gegenüber. Das bedeutet auch, mir nichts mehr schönzureden.

Was müsste in Deinem Land passieren, damit die Menschen dort glücklicher zusammenleben?

Meine Antwort gilt für die ganze Welt, nicht nur für England oder China. Wir sollten Menschen mit geringem Einkommen sehr viel mehr Respekt zollen und ihnen ein Leben in Würde ermöglichen, statt sie immer weiter an den Rand zu drängen. Denn das erzeugt Wut, die wiederum viele weitere Probleme mit sich bringt. Ich selbst stamme aus einer Arbeiterfamilie und bin sehr sensibel, was dieses Thema anbelangt. Meinen Beitrag sehe ich darin, Menschen Permakultur beizubringen, damit sie sich selbst versorgen können und sich ein Business jenseits der großen Städte aufbauen können.

Pondicherry, Indien, Juni 2019

 

Judith Döker