Olad aus Berlin

 
 
 

Olads (51) Kindheit in Hannover war geprägt von Gewalt, ausgelöst durch den Alkoholmissbrauch seiner Eltern. Später reagierte er dann selbst mit Gewalt auf die rassistischen Anfeindungen, die ihm überall begegneten. Als Jugendlicher avancierte er zu einem erfolgreichen DJ. Mit achtzehn Jahren zog er in die USA. „Das war eine schwierige Zeit mit ziemlich heftigen Gewalterlebnissen.“ Mit sechsundzwanzig Jahren hatte er ein Schlüsselerlebnis und schwor sich: „Wenn ich das überlebe, ändere ich mein Leben.“ Er zog in einen Vorort und machte eine Ausbildung in einer Psychiatrie. Heute arbeitet er als Straßensozialarbeiter und Künstler in Berlin.

 

Wann warst Du das letzte Mal glücklich, Olad?

„Ich habe jeden Tag Glücksmomente. Vor zwei Monaten bin ich in eine neue Wohnung gezogen und habe zum ersten Mal Blumen auf dem Balkon gepflanzt. Gestern, als ich rausguckte, habe ich dort drei Bienen entdeckt. Das hat mich richtig glücklich gemacht.“

 

Was kannst Du tun, damit Du häufiger Glück erlebst?

„Ich mach schon ganz viel in die Richtung. Yoga und Meditation. Und ich versuch, die guten Sachen zu sehen. Das hab ich ne ganze Weile nicht gemacht. Jetzt entdecke ich mich neu und stelle fest, je zufriedener ich mit mir selbst bin, desto besser werden auch die Beziehungen zu anderen Menschen. Seit meinem ‚change of mind‘ habe ich mir auch vorgenommen, mit einem echt unangenehmen Typen ins Gespräch zu kommen. Mit dem gifte ich mich seit Jahren an. Sowas überhaupt zu denken wäre für mich vor einem halben Jahr noch unvorstellbar gewesen.“

 

Was müsste in Deinem Land passieren, damit die Menschen dort glücklicher zusammenleben?

„Ich besitze einen deutschen und einen amerikanischen Pass. Beide Länder sind total gespalten. Und ich muss zugeben, dass auch ich Teil des Problems bin, weil ich auf eine bestimmte Art denke, Medien nur aus einer Ecke konsumiere und Vorurteile gegenüber Trump- und AfD-Wählern habe. Für mich sind das Rassisten. Wenn sich aber irgendwann mal was ändern soll, dann müssen wir anfangen, miteinander ins Gespräch zu kommen.“

 

Berlin, Deutschland, April 2021