Monika aus der Schweiz

Monika (73) musste auf dem elterlichen Hof von klein auf hart mit anpacken. Eine permanente Überforderung war die Folge, die auch im Erwachsenenalter nicht aufhörte. Mit Anfang 40 hatte sie keine Kraft mehr, ihren Alltag als Krankenschwester und Mutter von vier Kindern zu bewältigen. Sie rief einen Nachbarn an und informierte ihn, dass sie sich das Leben nehmen werde. Er empfahl ihr eine buddhistische Meditationspraxis. Für die streng gläubige Katholikin eigentlich undenkbar. Aber sie probierte es aus und es tat ihr gut. Später kehrten durch die Meditation die Erinnerungen an den jahrelangen Missbrauch durch ihren Vater und ihren Onkel zurück. Das war schmerzhaft aber wichtig, um zu heilen. Von einer Nachbarin erfuhr sie später, dass ihr kindliches Martyrium dem Pfarrer und den Bewohnern des Dorfes bestens bekannt war.

Wann warst Du das letzte Mal glücklich, Monika?

Morgens bin ich immer schon früh wach, wenn noch niemand etwas von mir will. Dann lege ich mir die Hände auf den Körper und bin ganz bei mir. Glück bedeutet für mich, mit mir im Frieden zu sein.

Was kannst Du tun, damit Du häufiger Glück erlebst?

Heute Morgen wachte ich um 3 Uhr auf. Da wurde mir bewusst, dass ich noch viel mehr zu mir selbst stehen darf. Ich bin ein Mensch, der immer sofort sieht, was es an Arbeit zu tun gibt. Ich habe ein Helfersyndrom. Gerade lerne ich, mich selbst noch besser zu spüren, um meine Grenzen kennenzulernen. Vieles ist auch im Alter noch an Entwicklung möglich. Ich bin überhaupt nicht festgefahren. Ich möchte mich entwickeln und verändern.

Was müsste in Deinem Land passieren, damit die Menschen dort glücklicher zusammenleben?

Die Menschen müssten erkennen, dass sie Schöpferwesen sind. Wir kreieren uns unser Leben – und unser Leid – mit unseren Gedanken, Gefühlen und Worten. Das ist den meisten aber nicht bewusst. Deshalb sähen wir dann Karotten und wundern uns, dass wir keine Kartoffeln ernten, obwohl wir doch 100 Vaterunser gebetet haben.

 

Wald, Schweiz, Oktober 2023

Judith Döker